70 Mädchen entwickeln Wahrheitskugel und Katzen Apps
22.06.2016Ein Hund, der miaut oder doch lieber die Katze? Weder noch, beschließen Lena und Caro und klicken sich in ihrer Suchmaschine durch die Bildauswahl, bis sie bei einem saftig roten Jonagold hängen bleiben. „Wir wollen eine Fitness-App programmieren“, erklärt Caro. In der ersten Lektion soll es um gesunde Ernährung gehen, aber das hochgeladene Apfelmotiv ist viel zu groß für die Komponente „Button“, die der spätere Nutzer anklicken soll. „Ihr müsst die Designoberfläche verändern“, sagt Bettina Beyer, als sich die Mädchen hilfesuchend an sie wenden. Lena kopiert und klickt – der Apfel bekommt im Hochformat die verzerrte Form eines Donuts: „Du kannst auch gleich die Breite festlegen, das sind hier 320 Pixel, dann passt es genau.“
When Button 1 click do…
Beyer ist Grafikdesignerin und „Coach“ im App Camp – so nennen sich fünf Medieninformatiker oder technische Redakteure, die an diesem Nachmittag 70 Teilnehmerinnen aus dem Mädchenförder-Programm mint:pink bei ihrer allerersten App Programmierung unterstützen. 5:70 – wie soll das gehen? Mit einer Anwendung, die sich App Inventor nennt, vom MIT Massachusetts Institute of Technology zur Verfügung gestellt wird und bei der man zwischen Designmaske und Programmierebene hin und her springt. Dabei setzt der „Block Editor“ die einzelnen, ausgewählten Komponenten miteinander in Beziehung, etwa den Klick auf die Katze mit dem Abspielen eines Sounds. Und so klingt das gut gefüllte Foyer im Hamburger Betahaus bald ein wenig nach Katzenkonzert: „Die Frequenz ist in meinem Gehör schon kaputt“, scherzt Mitgründer und Unternehmer Philipp Knodel.
Hort der Inspiration
Dass die Neuntklässlerinnen ihre mobile App nicht in der Schule programmieren, sondern an einem Hort der Hamburger Gründerszene mit Sitzkissen, Bar und Gemeinschaftssinn, kommt gut an: „Das ist voll cool hier, es sieht aus wie ein Café“, sagt Mara. Die Buckhorn Gymnasiastin hat zusammen mit ihrer Freundin Sarah schon Katze und Hund fertig, jetzt wäre die Wahrheitskugel dran, die auf alle möglichen Ja-Nein-Fragen immer eine Antwort weiß, aber die 90 Minuten sind um. „Man hat einen Eindruck bekommen und kann das zu Hause fortsetzen“, tröstet Mara. Die 15-Jährige fand die erste eigene App-Programmierung viel einfacher als gedacht. Jedenfalls wenn man klein anfängt und nicht gleich mit einer Fitness-App, vermutet Caro: „Ich fand das interessant, aber es ist auch kompliziert und man muss stets auf dem Handy überprüfen, wie es wirklich aussieht.“ In diesem Fall auf einem geliehenen Handy: Die Implementierung ist auf Android beschränkt. Sorry, liebe Apfel-Fans!