Starke erste Halbzeit – mint:pink auf Wachstumskurs
25.06.2015Eine Rakete von der Erde auf den Mars bringen, die Robotersonde punktgenau gegen bestimmte Stützpunkte fahren lassen und Kapseln mit Vorräten und Unterkünften knacken. Das klingt nach einem spannenden Computerspiel, aber die Weltraummission in Miniaturformat ist schön griffig auf großen Tischen in der Körber-Stiftung aufgebaut. Drumherum stehen Neuntklässlerinnen, befestigen Arme an Robotern und bringen sie über eine Benutzeroberfläche am Laptop zum Greifen: „Der Roboter führt genau die Befehle aus, die wir ihm gegeben haben. Das selbst programmiert zu haben, ist ein gutes Gefühl“, finden die Mädchen.
Der Bogen zur Informatik
Was sie neben dem Spaß auch lernen: Programmieren kann jede, die strukturiert und logisch denken kann. Und das sind eine ganze Menge Mädchen. Aber das Image von schwarz gekleideten Jungs mit Pizzakartons und Kontaktproblemen haftet der Branche an. Es hält Mädchen davon ab, etwa ein Physik/Informatik-Profil anzuwählen. Genau das will mint:pink ändern. So heißt das Programm, das schon Mittelstufenschülerinnen für naturwissenschaftlich-technische Oberstufenprofile begeistern will. „Wir wollten auch die Informatik abdecken“, sagt Programmleiterin Susanne Winterberg. „Also haben wir nach einem Programmpunkt gesucht, der einen spielerischen Zugang ermöglicht, bereits erprobt ist und sich auch für große Gruppen eignet.“
Die Magie des Mindstorms
Entschieden haben sich die Organisatoren für die Robotikkurse der TUHH. Hier arbeiten die Schülerinnen zu zweit, maximal zu dritt mit Teams anderer Schulen in einem Raum. Sie können selbst bestimmen, ob sie innerhalb von drei Stunden möglichst viele Aufgaben der Lego Mindstorms-Landschaften „Weltraumexpedition“ beziehungsweise „Grüne Stadt“ bewältigen. Oder sich stärker auf eine Station konzentrieren und diese mit Hilfe der Sensoren automatisieren. „Die Mädchen sind von Aufgabe zu Aufgabe sicherer geworden. Anfangs haben sie viel ausprobiert, am Ende stärker mit dem Programm gearbeitet“, sagt Koordinatorin Sarah Latus. Wenn die 24-Jährige nicht in Sachen Robotik in ganz Hamburg unterwegs ist, schreibt sie an ihrer Masterarbeit in Elektrotechnik. Oder kämpft gegen Geschlechterklischees: „Egal, ob Junge oder Mädchen, alle können programmieren.“
Praxis, die begeistert
Aber in gemischten Robotikkursen falle schon auf, dass die Jungs die Steuerung übernehmen und die Mädchen sie ihnen widerstandslos überlassen. Anders bei mint:pink in der Körber-Stiftung: „Alle haben mitgemacht, miteinander diskutiert und eigenständig gearbeitet. Und wenn die Rakete punktgenau getroffen hat, wurde gejubelt. Das war eine schöne Atmosphäre.“ Das große Interesse und die Kommunikationsstärke der Mädchen seien auch schon an anderen MINT-Orten positiv aufgefallen, ergänzt Susanne Winterberg. „Die Mädchen lassen sich von der Praxis begeistern – und das wiederum begeistert die Beteiligten.“
Türöffner mint:pink
Diese öffnen daher nach dem Pilotdurchgang 2014 für die mint:pink-Programmtage in diesem Jahr nicht nur erneut ihre Türen. Sondern sie bekommen auch noch Verstärkung: „Ein Brückenbauworkshop an der HCU, die neue Wasserstofftankstelle von Shell, das Thema Energieversorgung bei der Hamburger Hochbahn und jetzt die Robotik der TUHH“, zählt Winterberg einige Beispiele auf. Wobei weitere MINT-Orte willkommen sind, zumal auch die Mädchen immer mehr werden. „Im nächsten Jahr kommen weitere Schulen hinzu.“ Vermutlich sind es dann über 200 Schülerinnen – eine Herausforderung, die nicht nur die Robotik gerne annehmen will: „Dann brauchen wir neue Laptops oder die Mädchen kommen zu uns an die TUHH“, meint Sarah Latus. Auf jeden Fall hofft die Koordinatorin auf eine Fortsetzung: „Das hat super Spaß gemacht. Wir würden das gerne weitermachen.